Interview: "Bei der dritten Fehlgeburt empfand ich Wut."
Ines hatte drei Fehlgeburten - hintereinander. In diesem Interview erzählt sie unter anderem, wie sich ihre Gefühlslage dabei veränderte.
Hattest du vor deiner ersten Schwangerschaft je mit einer Fehlgeburt gerechnet? Oder hattest du mit dem Thema schon Berührung?
Nein, eigentlich nicht, obwohl ich davon gelesen habe.
Wie haben die Ärzte auf deine erste und dann auf die wiederholten Fehlgeburten reagiert? Wie dein Umfeld?
Mein Arzt konnte mir beim ersten Mal gut zureden, beim zweiten Mal auch noch, aber beim dritten Mal in Folge wurde es auch ihm unangenehm, aber soweit okay. Mein Umfeld war sprachlos, aber emphatisch.
Was waren die medizinischen Schritte danach?
Wir mussten zu einem Spezialisten, wo alles Mögliche gecheckt wurde. Es wurde jedoch nichts auffälliges herausgefunden.
Wie bist du (immer wieder) mit dem Verlust umgegangen? Wird es schlimmer oder alltäglicher?
Das erste Mal war herzzerbrechend. Ich lag tagelang weinend gekrümmt im Bett, und wenn ich nicht heulte, dann störte ich meine Freundinnen bei der Arbeit und redete darüber. Das zweite Mal konnte ich es kaum fassen. Das dritte Mal empfand ich fast Wut.
Wie habt ihr die Fehlgeburten als Paar durchgestanden?
Wir waren frisch verliebt und dadurch genug abgelenkt.
Wie war deine Schwangerschaft nach drei Fehlgeburten zuvor für dich?
Ab der 16. Woche konnte ich erst langsam entspannen und genießen. In dieser Schwangerschaft verlor ich aber (auch) in der zehnten Woche den Zwilling von meinem älteren Sohn.
Warum erzählen deiner Meinung nach so wenige Frauen von ihren Fehlgeburten?
Sie schämen sich. Zu Unrecht.
Würdest du sagen, dass es in der Schweiz einen anderen Umgang mit dem Thema gibt?
Das kann ich nicht sagen.
Was würdest du einer Frau sagen, die erst kürzlich eine Fehlgeburt erlitten hat?
Kommt darauf an, wie weit sie war, wie lange sie auf die Empfängnis warten musste. Ob sie schon mehrere Fehlgeburten hatte. Aber grundsätzlich würde ich immer Mut zusprechen!
Wie geht es dir heute damit?
Gut, aber ich hab ja jetzt auch Kinder. Ich weiß nicht, wie es wäre, wenn ich keine hätte. Ein kleiner Schmerz ist aber irgendwie immer da, wenn das Thema aufkommt.
Ines bekam danach einen Sohn, von dem aber leider der Zwilling in der zehnten Woche starb.
Ich heiße Ines, arbeite als Klangschalentherapeutin und wohne mit meiner Familie in Zürich. Meine zwei Söhne sind mittlerweile 13 und 14 Jahre alt. Ich mag Reisen, Flohmärkte, Essen und Kunst.