Nadja (34)Medizinische Fachangestellte

Für immer im Herzen

Noch am Tag ihres Kontrolltermines in der 10. Woche setzen bei Nadja Blutungen ein. Der Arzt wird später einen Missed Abort feststellen. Mit diesem Abschiedsbrief verarbeitet Nadja ihre tiefe Trauer.

Es ist nun eine Woche her, dass ich dich gehen lassen musste. Ich war so glücklich, dass wir langsam aber sicher auf die 12 Wochen zusteuern. Leider hast du es bis dorthin nicht geschafft. In der 10. Woche mussten wir dich schmerzlich gehen lassen.

Als ich dich zum ersten Mal gesehen habe, war es in der 6. Schwangerschaftswoche. Ich war so aufgeregt und ängstlich zugleich. Sitzt du an der richtigen Stelle, kann man schon etwas sehen…? Und ja, du warst da! Dein kleines Herzchen hat bereits so fleißig geschlagen! Man sah nur einen kleinen Fleck aber dein flackerndes Herz auf dem Bildschirm war deutlich zu erkennen. Ich habe mich so gefreut!

Nun ist alles anders…

Es ist Montagabend, ich freue mich zusammen mit meinem Mann auf den nächsten Tag, wo er auch endlich unser kleines Würmchen auf dem Bildschirm sehen wird. Wird man schon sehen, wie er/sie sich bewegt?
Dienstagmorgen: Ich gehe ins Bad und sehe das, wovor ich mich am meisten gefürchtet habe: Blut. Der Termin ist für den Nachmittag geplant, aber ich rufe sofort bei meinem Gynäkologen an und frage, ob ich früher kommen darf.

Zwei Stunden später sitze ich nun da und es werden mir schon die nächsten Termine zur Kontrolle der Schwangerschaft gegeben. Ich habe aber ein ungutes Gefühl, da ich bereits vom Schlimmsten ausgehe.
Es geht endlich zum Ultraschall, mein Mann ist mit dabei. Das Kleine erscheint auf dem Bildschirm und es bewegt sich nicht, gefolgt von dem schlimmsten Satz, den ich niemals hören wollte: Es ist kein Herzschlag da. Es hat auch nicht die Größe, die es haben sollte. Es tut mir leid…

Ich sehe zu meinem Mann rüber, Tränen schießen mir in die Augen. Das kann nur ein Albtraum sein.
Missed Abortion. Der Arzt zählt mir die Möglichkeiten auf, was man jetzt tun könnte. Ich soll aber erst ein paar Tage darüber nachdenken. Ich kann nicht denken, es darf nicht wahr sein. Warum ist das passiert. Warum wollte es nicht bei mir bleiben?

Die Entscheidung wurde mir am nächsten Tag abgenommen, die Blutung setzt ein. Es schmerzt, es ist so viel Blut. Es schießt mir immer und immer wieder in den Kopf: Ich will das nicht!

Es tut mir so leid das du es nicht auf die Welt geschafft hast, ich wollte so gerne deine Mama sein!
Du bist und bleibst ein Teil von mir auch wenn du viel früh gehen musstest!

Das Ende vom Anfang – Nadja
Nadja (34)Medizinische Fachangestellte

Ich heiße Nadja, bin 34 Jahre alt und verheiratet. Ich arbeite in der Psychiatrie als MFA.

Vorheriger Bericht Linda (29)

Meine eigene Geschichte

Am 04.11.2024 veröffentlicht.